MEINUNG A.D. - Bankenkrisen ade?


Bankenkrisen ade?

Erinnern Sie sich an den „heißen Herbst“ des Jahres 2008, als das internationale Bankensystem kurz vor dem Zusammenbruch stand? Seinen Anfang nahm das Drama am US-Immobilienmarkt. Damals brachten Banken massenhaft Hypothekenkredite unter die Leute. Auf eine angemessene Besicherung und/oder solide Einkommensverhältnisse der Kreditnehmer wurde dabei häufig hinweggesehen. Als Sicherheit reichte den Instituten die Erwartung, dass die Immobilienpreise weiter steigen und der Wert des Objekts erhöhen werden.

In der Folge wurden diese sogenannten Subprime-Kredite von Schattenbanken aufgekauft, zu gigantischen Paketen geschnürt und in Form von CDOs (Collateralized Debt Obligations) weltweit an andere Banken verramscht. Eine gewaltige Blase entstand, die mit einem lauten Knall platzte. Denn als in den USA die Zinsen stiegen, konnten viele der amerikanischen Häuslebauer ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Plötzlich saßen die Banken massenhaft auf faulen Papieren. Alle Risikomodelle hatten versagt und von der Pleite von Lehman Brothers drohte ein weltweiter Dominoeffekt auszugehen. Nur durch milliardenschwere Rettungspakte und Verstaatlichung konnte der Kollaps des Finanzsystems verhindert werden. Und noch immer ächzen zahlreiche Institute unter den enormen Lasten. Die Deutsche Bank zum Beispiel sah sich 2019 gezwungen, eine Bad Bank zu gründen, der als gigantischer Mülleimer für die toxischen Assets dient. 

Kredite ohne Bank – DeFi machts möglich

Die Frage, die sich mir stellt: Können sich systemrelevante Finanz- und Bankenkrisen wie die in 2008 mit Hilfe des Dezentralized Finance (DeFi) verhindern lassen? Denn in der Krypto-Welt von dezentralisierten Finanzmärkten wären Banken als Intermediäre oder Kreditgeber überflüssig. Stattdessen würde das Kreditrisiko über Smart Contracts dezentral auf der Blockchain gestreut. Das würde helfen, Klumpenrisiken wie sie im traditionellen Bankensektor immer wieder auftreten, zu vermeiden.

Wie ein Krypto-Kreditwesen ganz ohne Bank aussehen könnte, lässt sich einfach skizieren. Stellen Sie sich vor, Sie benötigen für eine Anschaffung eine bestimmte Geldsumme. Als Krypto-Fan besitzen Sie außerdem einen Bitcoin. Den könnten Sie in Form eines Smart Contracts dezentral auf einer Blockchain bis zu 50 Prozent seines aktuellen Wertes als Sicherheit hinterlegen. Sie transferieren also diesen Bitcoin an einen Smart Contract, der genaue die Kreditbedingungen abbildet. Daraufhin werden, abhängig von der jeweiligen Plattform, Token erstellt, die den Wert von 50 Prozent eines Bitcoins repräsentieren. Über diese neuen Token kann man dann frei verfügen. Nach Ende des vereinbarten Kreditzeitraums führt man sie wieder (inklusive der vereinbarten Zinsen) dem Smart Contract zu. Der Smart Contract gibt den hinterlegten Bitcoin daraufhin wieder frei und zerstört die Token. Das stellt sicher, dass immer nur Token im Umlauf sind, die durch ein anderes Asset gedeckt sind.

Geringe Skalierbarkeit als Problem

Eine solche auf der dezentralen Blockchain-Technologie beruhende Finanzwelt hat durchaus ihren Charme. Denn selbst wenn das Ausfallrisiko weiterhin besteht, verteilt sich dieses auf viele und ist damit nicht mehr systemrelevant. Bankenkrisen gehörten dann der Vergangenheit an. Allerdings gibt es auf den Weg dahin, noch einige Herausforderungen zu meistern. Da sind zum einen die hohen Schwankungen von Krypto-Assets, wodurch auch der Wert der Sicherheit schwankt. Auch können Smart Contracts Fehler im Code beinhalten. Ein weiterer Punkt: Eine zentrale Voraussetzung, dass DeFi zum Mainstream wird, sind skalierbare Blockchains. Aktuell haben aber vor allem dezentrale öffentliche Blockchains noch mit der Bewältigung grosser Transaktionsvolumina zu kämpfen. Bei Bitcoin steigt aktuell der Aufwand überproportional zur Transaktionsgröße. Es müssen also die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Blockchain mehr Transaktionen in einem bestimmten Zeitraum verarbeiten kann. Auch bei Ethereum zählen bislang die geringe Skalierbarkeit und die hohen Transaktionsgebühren zu den Nachteilen des Netzwerks. Diese könnten durch das Upgrade zu Ethereum 2.0 jedoch schon bald deutlich günstiger ausfallen. Die neue Generation beinhaltet insgesamt mehrere Verbesserungen, welche in verschiedene Phasen unterteilt sind. Dazu zählt auch das Konzept des Shardings. Dabei handelt es sich um viele einzelne Sidechains, welche eine einfache Struktur besitzen und die durch die Hauptkette koordiniert werden. Alles in allem geht die Entwicklung in die richtige Richtung, und Finanzkrisen sollten damit der Vergangenheit angehören.

Ihr Axel Daffner


Axel Daffner


„A.D.“ steht für zwei Dinge: Zum einen für Axel Daffner als Autor, zum anderen für „außer Dienst“, denn es ist meine private Meinung, die nicht notwendigerweise kongruent sein muss, mit der Meinung, die ich als einer der Geschäftsführer von Pegasos Capital vertrete. Dieser Artikel stellt Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.


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